Neigung

Neigung

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Nei|gung ['nai̮gʊŋ], die; -, -en:
1. das Geneigtsein, Schrägabfallen:
die Neigung einer Straße.
Syn.: Gefälle, Steigung.
2. besonderes Interesse für etwas, bestimmter Hang zu etwas:
etwas aus Neigung tun; ein Mensch mit starken künstlerischen Neigungen.
Syn.: Anlage, Begabung, Disposition, Drang, Fähigkeit, Geschmack, Tendenz, Trend, Trieb, Veranlagung, Vorliebe, Zug.
3. liebevolle Gesinnung, herzliches Gefühl des Hingezogenseins:
jmds. Neigung erwacht; seine Neigung zu ihr wurde erwidert.
Syn.: Gefallen, Liebe, Schwäche, Sympathie, Wohlgefallen, Zuneigung.

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Nei|gung 〈f. 20
1. das Neigen, Sichneigen
2. Abweichung von der Waagerechten od. Senkrechten
3. geneigte Lage, Stellung, Schräglage, -stellung, Gefälle
4. schiefe Ebene, abschüssige Bahn
5. 〈fig.〉
5.1 liebevolle Gesinnung, Zuneigung
5.2 Vorliebe, Lust (zu etwas)
5.3 Anlage, Veranlagung
● die \Neigung einer Ebene, eines lecken Schiffes; die \Neigung der Magnetnadel ● diese \Neigung kann ich nicht billigen, teilen, verstehen; seine \Neigung zu ihr entwickelte sich schnell, erwachte plötzlich; sie erwiderte seine \Neigung nicht; er fasste, gewann eine tiefe \Neigung zu ihr; jmds. \Neigung gewinnen; er hat, verspürt, zeigt wenig \Neigung dazu; er kann ganz seinen \Neigungen leben er braucht nur das zu tun, was ihm Freude macht ● er ist ein Mensch mit künstlerischen, musikalischen \Neigungen ● der Turm hat eine \Neigung nach rechts; \Neigung zu etwas (haben, verspüren); \Neigung zu Migräne, zu rheumatischen Beschwerden Anlage; eine \Neigung zum Theater, zum Trinken haben

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Nei|gung, die; -, -en:
1. <o. Pl.> das Neigen (1).
2. das Geneigtsein, das Schrägabfallen:
die Straße weist eine leichte N. (ein leichtes Gefälle) auf.
3. besonderes Interesse (für bestimmte Dinge, an bestimmten Betätigungen), Vorliebe:
sie hat ausgefallene -en;
nur seinen -en leben;
etw. aus N. tun.
4. <o. Pl.>
a) das Anfälligsein für etw., Hang zu etw.:
die N. zur Korpulenz;
b) das Einschlagen einer bestimmten Richtung im Denken und Handeln:
er zeigte wenig N. (Lust), diesem Plan zuzustimmen.
5. <Pl. selten> [mhd. neigunge] herzliches Gefühl des Hingezogenseins zu einem anderen Menschen:
jmds. N. erwacht;
er gewann ihre N.;
sie erwiderte seine N. nicht.

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I
Neigung,
 
Vorliebe für bestimmte Tätigkeiten, Lebensformen oder Berufe aufgrund einer dementsprechenden Einstellung zu ihnen beziehungsweise einer entsprechenden Ausrichtung der Interessen und Triebe, wobei die Neigung die erforderliche Eignung oft nicht einschließt.
 
II
Neigung,
 
1) allgemein: 1) das Geneigtsein, das Schrägabfallen; 2) besonderes Interesse, Vorliebe.
 
 2) Astronomie: Bahnneigung, Inklination, der Winkel zwischen der Bahnebene eines Himmelskörpers und der Grundebene eines Systems astronomischer Koordinaten (im Sonnensystem meist die Ebene der Ekliptik). Die Neigung gehört zu den Bahnelementen (Bahn).
 
 3) Philosophie: seit der deutschen Mystik (14. Jahrhundert) ursprüngliche Bezeichnung für die innere Hinwendung der Seele beziehungsweise des Gemüts zu Objekten des Empfindungsvermögens. Im 18. Jahrhundert bestimmte I. Kant (unter dem Einfluss der englischen Moralphilosophie) Neigung als »habituelle sinnliche Begierde« (in: »Anthropologie in pragmatischer Hinsicht«, 1798-1800) und »Abhängigkeit des Begehrungsvermögens von Empfindungen« (in: »Grundlegung zur Metaphysik der Sitten«, 1785). In seiner Ethik unterscheidet er zwischen Tun und Lassen aus bloßer Neigung und vernunftbestimmtem Wollen aus Pflicht. Negativer Inbegriff aller Neigungen ist die Selbstsucht, die in der Erfüllung allein individuell bestimmter Wünsche besteht. Da folglich jede Neigung entsprechenden Schwankungen unterworfen sein kann, fehlt ihrem Motiv das Prinzip der Allgemeingültigkeit als Kategorie moralischer Verbindlichkeit.
 
 
B. Högemann: Die Idee der Freiheit u. das Subjekt (1980).
 

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Nei|gung, die; -, -en [5: mhd. neigunge]: 1. <o. Pl.> das Neigen (1). 2. das Geneigtsein, das Schrägabfallen: die N. des Geländes beträgt 18 Grad; die Straße weist eine leichte N. (ein leichtes Gefälle) auf. 3. besonderes Interesse (für bestimmte Dinge, an bestimmten Betätigungen), Vorliebe: sie hat künstlerische, ausgefallene -en; niemand vermochte seine N. zu teilen; nur seinen -en leben; etw. aus N. tun. 4. <o. Pl.> a) das Anfälligsein für etw., Hang zu etw.: die N. zur Korpulenz, zur Trunksucht; dieser Stoff hat große N., sich mit Chlor zu verbinden (Chemie; zeigt die besten chemischen Reaktionen mit Chlor); b) das Einschlagen einer bestimmten Richtung im Denken und Handeln: er spürte, zeigte wenig N. (Lust), diesem Plan zuzustimmen; die Papiere haben N. zu steigen (Börsenw.; tendieren zum Steigen). 5. <Pl. selten> herzliches Gefühl des Hingezogenseins zu einem anderen Menschen: eine mütterliche, heimliche N.; jmds. N. erwacht; N. zu jmdm. spüren, fühlen, (geh.:) fassen; er gewann ihre N.; sie erwiderte seine N. nicht.

Universal-Lexikon. 2012.

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